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2021

NACH CHERBOURG !

Am 11.07.2021 ist es so weit - wir gehen gg. 17:00 Uhr an diesem schwülen heißen Sonntag durch die Schleuse und brechen zu zweit auf zum 480-Meilen-Törn nach Cherbourg. Zielhafen Cherbourg deshalb, da uns COVID-19 ja einen Strich durch die Cowes-Rechnung machte: Wegen der Einreisebestimmungen nach UK aber auch der Rückkehrerschwernisse aus UK, hatte der RORC die großartige Idee, den Non-UK-Teilnehmern eine Abnahme ihrer Boote in Cherbourg anzubieten, so dass sie nicht nach UK einreisen müssen und also auch kein Rückkehrproblem haben werden. Die so in Cherbourg versammelte Armada soll dann am Tag vor dem Start des FASTNET RACE die 75 sm über den Kanal nach Cowes übersetzen und dort ohne vorherigen Landkontakt praktisch fliegend ins Rennen starten.

Dahin machen wir uns uns also am Sonntag auf - es wird bis unmittelbar vorm Ablegen noch gebastelt, irgend was ist ja immer, außer die Zeit ist abgelaufen.

Unmittelbar nach Passieren der Schleuse zieht dann ein uns von der Hitze erlösender schwerer Schauer über uns hinweg - leider putzt er auch den Wind weg. So motoren wir etwa bis Wangerooge, dann nimmt der Wind wieder zu und wir können segeln - wie beim Qualifikationstörn wieder mit östlichem Wind, sehr entspannt. Als wir am nächsten Tag etwa bei Borkum sind, schläft unser Vortrieb wieder ein, wir motoren ein paar Stunden, bis er wieder nördlich einsetzt,  wir kommen bequem voran.

Zur Klärung einer technischen Frage i.S. Navichip legen wir einen stop-over in Den Helder ein, wo wir im Morgengrauen am Dienstag eintreffen. Liegeplatz und Hilfsbereitschaft im Yachtclub der königlichen Marine fein, die Unterstützung der örtlichen Yacht Chandler auch (und wer etwas über die kryptischen Geheimnisse der Kombination von B&G-Plotter mit Navionics Chip und französischem Kartenmaterial wissen will, kann sich gern an uns wenden, jetzt haben wir auch da den Durchblick). Am Mittwoch gehts um 11:00 mit dem ablaufenden Wasser weiter gen Westen. Jetzt haben wir nördlichen Wind zunächst um Stärke 5, später 25 - 30 kn, es wird eine großartige Rauschefahrt unter G2 und gerefftem Groß, in den 24 Std. nach Aufbruch loggen wir gut 180 sm, es macht total viel Laune, ist aber eine körperlich anstrengende Sache am Ruder. Und die Nacht ist pechschwarz, kurz nach Neumond, geschlossene Wolkendecke. Von den Unwettern, die Teile Deutschlands überschwemmen, kriegen wir nichts mit, bei uns prima Segelwetter ohne Regen. Und als wir am Donnerstagmorgen Calais voraus haben, hat der Himmel perfekt aufgerissen und ich bin beeindruckt vom Sternenbild morgens um 04:00 Uhr, als ich meine Wache antrete, es ist nur großartig.

Der Tag bringt uns dann außer phantastischem Sonnenschein nach dem Passieren von Cap gris Nez auch peu à peu abnehmenden Wind, wir müssen wieder etwas motoren, später setzt er aber wieder ein und wir können wieder seicht dahinsegeln. So geht es in die letzte Nacht, mal segelnd, mal motorend, zuletzt kurz vor Sonnenaufgang stabilisiert sich die Lage aber und wir setzen wieder den Gennaker. Ein traumhaftes Bild unter diesem Segel mit der aufgehenden Sonne von achtern in den Tag zu starten.

Als wir Cherbourg erreichen, wird da gerade eine größere Regatta gestartet, wir mogeln uns durchs Feld, ohne jemand zu behindern, und sind präzise 48 Std. nach Aufbruch in den Helder nach 320 sm fest im Port de Chantereyne!

Unsere etwas eingerosteten Französischkenntnisse müssen wir nicht groß beanspruchen, Laurence am Empfang hat längere Zeit in Deutschland gelebt und spricht ausgezeichnet deutsch. So und dank ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind die Formalitäten noch schneller erledigt. Beschwingt gehen wir in das Bistro über dem Hafenbüro, kriegen tatsächlich am Freitag unter Mittag auch ohne Reservierung noch einen schönen Tisch für zwei und belohnen uns für diese Überfahrt mit einem Satz Austern aus St. Vaast - das Leben ist schön! 

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